An Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen?

Ist die Gürtelrose Impfung sinnvoll?

Gürtelrose, was ist das eigentlich? Bereits an Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen? Ist die Gürtelrose Impfung sinnvoll? Auch bei Betroffenen oder dient sie nur zur Vorbeugung? Rund um die Gürtelrose gibt es viele Fragen und so manches Halbwissen. Daher erkläre ich in diesem Blogpost einiges zur Gürtelroseerkrankung.

An Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen?

Wie erkranke ich an Herpes zoster, bekannt als Gürtelrose?

Die traurige Tatsache ist: Es kann fast jeder an Gürtelrose erkranken. Der Erreger ist ein Herpes Virus, der sich im Körper von über 90 % der Erwachsenen hierzulande befindet. Denn Gürtelrose ist sozusagen die erwachsene Form bzw. das zweite Stadium der Windpocken. Wer immer Windpocken hatte – und dies sind ebne fast alle Erwachsenen – hat das Risiko, später Gürtelrose zu bekommen.

Es ist also nicht so, dass wir uns bei jemandem mit Gürtelrose anstecken und dann auch einen Herpes Zoster Ausbruch bekommen. In der Regel tritt die Gürtelrose im höheren Alter auf, wenn unser Immunsystem nachlässt. Eine Kombination aus Stress und möglicher anderer Erkrankungen, die unser Immunsystem beschäftigen, begünstigen einen Ausbruch von Gürtelrose.

Daher ist keiner vor der Gürtelrose wirklich sicher, der jemals mit dem Windpocken-Virus zu tun hatte.

Ist eine Gürtelrose-Impfung sinnvoll?

Wie erkenne ich eine Gürtelrose?

Medizinisch bin ich gebildet und habe viele Jahre entsprechende Texte geschrieben, u. a. auch für einen Hautarzt-Blog. Dennoch habe ich viele Jahre unter einer unentdeckten bzw. fehldiagnostizierten Gürtelrose gelitten.

Die Symptome dieser kannte ich von Verwandten und Bekannten aus der Großelterngeneration. Sie hatten großflächig auftretende Ansammlungen von nässenden Bläschen im Bereich der Hüfte bis zum Rücken. Mitunter litten die Betroffenen nach Abklingen der Bläschen unter immer wiederkehrenden Schüben von schlimmen Nervenschmerzen.

Ist eine Gürtelrose ansteckend?

Solange der Ausschlag wässrige Bläschen hat, enthalten sie virenhaltige Flüssigkeit und diese ist infektiös. Allerdings stecken Gürtelrose-Erkrankte keine Menschen mit dieser Krankheit an, sondern mit Windpocken und dies nur durch den direkten Kontakt. Um eine Ausbreitung am eigenen Körper zu vermeiden, ist von Duschen oder Baden während des akuten Schubs abzuraten. Einmal-Waschlappen verwenden oder Handtücher und Waschlappen direkt in die Waschmaschine stecken, am besten mit Desinfektionsspüler.

Mein Schicksal: Fehldiagnose bei Gürtelrose

Meine Gürtelrose habe ich als solche jahrelang selbst gar nicht erkannt – und Ärzte leider auch nicht. An Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen ist tatsächlich gar kein so dummer Gedanke. Aber dazu ist es nötig, eine Gürtelrose auch als solche zu erkennen.

Bei mir begann es in den Vierzigern mit einer juckenden knallroten Stelle mittig oben auf dem rechten Oberschenkel. Ich hielt es zunächst für einen entzündenden Stich. Es bildeten sich Quaddeln. Die Stelle juckte entsetzlich, verursachte aber keine Schmerzen. Doch der Ausschlag kam wieder. Ich hatte zu dieser Zeit einen grauenhaften Job und eine Menge persönlicher Lasten zu tragen. Zunächst im Abstand von einigen Wochen immer an ungefähr der gleichen Stelle, dann wanderte die Stelle weiter.

Herpes Arten: Lippenherpes, Genitalherpes und Gürtelrose

Mein Hautarzt schloss einen Herpesvirus als Ursache nicht aus und meinte aber, dass es sich um die Art des Herpesvirus handelt, der in der Regel am Mund auftritt. Dies ist der sogenannte Herpes simplex Virus Typ 1 (HSV-1), der auch an anderen Stellen des Körpers auftreten kann. Daneben existiert noch der Virus Typ 2 (HSV-2), der vielen als Herpes genitalis bekannt ist, weil er meist im Genitalbereich auftritt. Beide Formen sind aber sowohl hier als auch da möglich.

Von einem Auftreten am Oberschenkel hatte ich jedoch nie gehört. Allerdings hatte ich eine Freundin, bei der das Herpesvirus bis ins Hirnwasser vorgedrungen war, was äußerst gefährlich ist. Ich war Anfang 40 und dachte weder an Gürtelrose noch Windpocken, sondern vertraute dem Arzt.

Als die Stelle weiter wanderte und immer wieder auftrat, bekam ich eine Tablettenkur mit Aciclovir verordnet. Ein paar Monate war danach Ruhe, bevor die Schübe vor allem bei Stress wieder im Abstand von wenigen Wochen auftraten. Irgendwie wurde der Ausschlag zu meinem Begleiter, nistete sich dauerhaft auf meiner Pobacke ein, was natürlich eine blöde Stelle ist, weil man darauf sitzt.

Bei neuen Belastungen meldete sich mein kleiner Feind gerne zu Wort. Der Ausschlag kündigt sich schon Tage zuvor nur durch das Gefühl wie eine Aura an, bis er in Erscheinung tritt. Das Jucken ist nahezu unerträglich stark, aber bei mir war es bisher nie wirklich schmerzhaft. Lästig ist es aber eben schon. Bis das ganze komplett wieder verschwunden ist, dauert es rund zehn Tage.

Ich erspare euch Bilder meines Ausschlags. Beispiele sind im Internet in der Google-Bildersuche zahlreich vorhanden!

Lange habe ich einfach mit den Symptomen dieses Herpesausschlags gelebt, da mir der Arzt gesagt hatte, dass da eben einfach ansonsten nichts zu machen sei. Er war der Meinung, dass es sich um einen verirrten Lippenherpes handelte.

Die Diagnose Gürtelrose: Meine Erleuchtung

Erst als ich durch Zufall eine Reportage über Gürtelrose sah, wurde es mir schlagartig klar. Als Beispiel – und offenbar gar nicht so untypisch – zeigte der Beitrag einen Ausschlag oben auf dem Oberschenkel: Es hätte meiner sein können.

Bei nächsten Schub ging ich sofort zu meiner Hausarztpraxis und hatte innerhalb von Minuten meine eigene Diagnose bestätigt: Gürtelrose. Die junge Ärztin zeigte sich über die Häufigkeit meiner Schübe und die lange Zeit der Fehldiagnose besorgt.

Tatsächlich an Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen?

In der Tat ist es mehr als empfehlenswert, sich auch bei bereits chronisch existierender oder auch nur einmalig an Gürtelrose erkrankt trotzdem impfen zu lassen. Der 2018 auf den Markt gekommene Totimpfstoff Shingrix®  ersetzt weitgehend den zuvor eingesetzten Lebendimpfstoff Zostavax. Zudem ist er wohl sogar erheblich wirkungsvoller.

So zahlreiche Gürtelrose-Schübe wie ich sie habe, sind wohl eher selten, doch nicht ganz ungefährlich. Neben der alltäglichen Belastung durch den Ausschlag greifen die aktivierten Viren auch das Nervensystem an. Dies führt in fortgeschrittenem Alter dann doch zu den gefürchteten Nervenschmerzen, die einem viel Lebensqualität nehmen. Eine Impfung zehn Jahre früher hätte mir das stetige Aufflammen wohl erspart und das Risiko der schmerzhaften Nervenschäden stark verringert.

Die Gürtelrose-Impfung

Die Impfung erfolgt in zwei Schritten mit einem Abstand von zwei bis maximal sechs Monaten am Oberarm. Relativ häufig zeigen sich gerade bei der zweiten Impfung Nebenwirkungen, die aber nach zwei bis drei Tagen weitgehend überstanden sind.

Typische Nebenwirkungen:

  • Rötung, Schwellen und Jucken an der Einstichstelle
  • Kopfschmerzen, Müdigkeit, Fieber oder Muskelschmerzen
  • gelegentlich Gelenkschmerzen und geschwollene Lymphknoten

Die erste Impfung verlief relativ problemlos und mit nur leichten Nebenwirkungen. Mich hat die zweite Impfung tatsächlich ziemlich ausgeknockt. Nach der am Vormittag erfolgten Impfung fühlte ich mich abends wie bei einer typischen Grippe. Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und ein Gefühl von Nackensteife. Der Arm juckte, war heiß, angeschwollen und relativ großflächig knallrot.

Auch die Nacht und der Folgetag verliefen so, als hätte mich ein böser Infekt erwischt. Doch am dritten Tag waren die Symptome weitgehend abgeklungen. Es empfiehlt sich also gerade die zweite Impfung eher vor ein Wochenende zu legen. Nur ein leichtes Jucken hielt über eine Woche an.

Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen, lohnt sich aber trotz aller Nebenwirkungen. Diese sind nach drei Tagen vergessen und ersparen mir hoffentlich viele Schübe sowie stärkere Schäden an den Nerven. Tatsächlich greifen die aktiven Viren im schlimmsten Fall sogar Organe an oder gelangen ins Gehirn. Dies führt zu schweren Symptomen bis hin zu epileptischen Anfällen.

Gürtelrose ist also viel mehr als nur ein lästiger Ausschlag und deshalb ist die Impfung gerade bei bestehender Erkrankung (nicht im akuten Stadium) sinnvoll und absolut empfehlenswert.

Gürtelrose FAQ

Hier habe ich für euch noch einmal die wichtigsten Fakten und Information rund um Gürtelrose zusammen gefasst:

Wie bekomme ich Gürtelrose?

An einer Gürtelrose können alle Menschen erkranken, die sich (meist als Kind) mit dem Varicella-zoster-Virus (VZV) infiziert haben und dadurch bereits zuvor an Windpocken (Varizellen) erkrankt waren. Bei rund 95 % der Erwachsenen ist eine frühere Infektion durch Antikörper im Blut nachweisbar. Gürtelrose (Herpes zoster) tritt erst als zweiter Ausbruch häufig im höheren Erwachsenenalter auf.

An Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen?
Ist Gürtelrose ansteckend?

Ja, aber Gürtelrose ist lange nicht so ansteckend wie Windpocken. Diese heißen nicht umsonst so, denn tatsächlich verbreiten sich die Varizellen wie der Wind. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion über die Luft und führt im Umkreis von mehreren Metern zur Ansteckung. Ferner ist eine Übertragung durch virushaltigen Bläscheninhalt als Schmierinfektion möglich.

Die Gürtelrose hingegen ist nur durch eine Schmierinfektion durch die Bläschenflüssigkeit ansteckend. Allerdings führt sie nicht zu einer Gürtelrose, sondern zu Windpocken, insoweit die Person noch nicht immun durch eine vorherige Infektion ist.

Kann eine Gürtelrose öfter auftreten?

Ein Herpes zoster tritt in der Regel nur einmal auf, aber wiederkehrende Erkrankungen sind jedoch möglich. Die Wahrscheinlichkeit, ein Herpes-zoster-Rezidiv zu erleiden, liegt laut medizinischen Quellen unter 10 %. Doch wie es so schön heißt: Ausnahmen bestätigen die Regel: Ich habe ansonsten keine Immundefizite, bin fast nie krank, bekomme kaum eine Erkältung und hatte dennoch schon zahlreiche Schübe.

Lohnt sich eine Gürtelrose-Impfung nach einer Erkrankung noch?

Ja, denn sie behindert oder minimiert spätere Schübe und nachfolgende Nervenschäden.

Zahlt die Krankenkasse die Impfung gegen Gürtelrose

Ab einem Alter von 60 Jahren zahlt die Krankenkasse die Hepres zoster Impfung als Regelleistung. Bei chronisch erkrankten Menschen wie Diabetikern oder Asthmakranken wie auch bei allgemeiner Immunschwäche oder bereits betroffenen Personen wie ich es bin, kommt die Kasse ab dem 50. Lebensjahr auf. In Einzelfällen ist auch eine noch frühere Impfung angezeigt und wird auch übernommen, wenn es medizinisch gesehen nötig ist.

Wie äußert sich eine Gürtelrose?

Ein unbestimmtes Kribbeln, Stechen oder ein Taubheitsgefühl an der betroffenen Stelle kündigen die Gürtelrose bereits Tage bevor der Ausschlag erscheint, an. Bei einem unbestimmten Ausschlag dieser Art unbedingt einen Arzt aufsuchen, ggf. auch eine Zweitmeinung einholen.

Welche Folgen treten nach einer Gürtelroseerkrankung auf?

Bis zu 30 % der Betroffenen erleiden Komplikationen, z.B. chronische Nervenschmerzen. Typische Beschwerden sind:

  • Post-Zoster-Neuralgie: Ein starker Nervenschmerz, der lange anhalten oder chronisch werden kann.
  • Entzündungen des zentralen Nervensystems wie:
    • Hirnhautentzündungen
    • Hirnentzündungen
    • Rückenmarksentzündungen
  • Schlaganfall und Herzinfarkt: In den ersten Monaten und Wochen nach der Erkrankung besteht ein erhöhtes Risiko.
  • Schwäche und Lähmung betroffener Bereiche durch Nervenschäden.
Wie wird eine Gürtelrose behandelt?

Eine Therapie mit dem Wirkstoff Aciclovir in Tablettenform kann eine ausgebrochene Gürtelrose lindern und verkürzen, aber nicht heilen. Wichtig ist außerdem eine sehr gute Hygiene, um eine Verbreitung auf andere Hautstellen zu meiden. Durch Berühren der Stelle ist die Infektion auf andere Körperstellen übertragbar. Besonders gefährlich ist eine Ansteckung im Bereich des Auges. Dies kann zur Erblindung führen. Ich hatte selbst eine Mitschülerin, die aufgrund einer Herpesinfektion auf einem Auge erblindet war.

Keinesfalls kratzen! Erst wenn alle Bläschen verkrustet sind, ist die Gürtelrose nicht mehr infektiös. Dies ist in der Regel 7-10 Tage nach Ausbruch des Ausschlags der Fall.

Kann ich der Gürtelrose vorbeugen?

Die erste Vorbeugung ist natürlich die Impfung. Bereits Betroffene verhindern oder vermindern weitere Ausbrüche, indem sie nach Möglichkeit Stress vermeiden und möglichst gesund leben. Regelmäßige Bewegung und Sport unterstützen das Immunsystem ebenfalls.

An Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen?

Erfahrungen mit Gürtelrose

Ich bin froh, jetzt geimpft zu sein und hoffe, dass ich so weitere Ausbrüche minimiere oder gar verhindere. Schließlich geht es um mehr als nur darum, den lästig juckenden Ausschlag zu vermeiden. Die Folgen einer Gürtelrose sind leider oftmals langwierig oder gar chronisch und nicht zu unterschätzen.

Bist du an Gürtelrose erkrankt und trotzdem impfen war bisher keine denkbare Option für dich? Hast du jetzt vor, dich impfen zu lassen, weil du bereits Gürtelrose hattest oder wenn du das entsprechende Alter erreicht hast?

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CHRIS

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